Dialekt und anderes

Franz Lanthaler


pan Hai

Heuarbeit

Vor der Mechanisierung der landwirtschaftlichen Arbeit durch Mähmaschine, Traktor, Heulader usw. verbrachte man auf den Berghöfen einen Großteil des Sommers pan Hai, also bei der Heuarbeit.

Auf den gedüngten Wiesen am Hof gibt es meist drei Grasschnitte: Hai, Gruamit und Poufl, in den Talniederungen gelegentlich auch noch einen Noochpoufl; auf hoch gelegenen Wiesen wurde der Poufl meist abgeweidet. Im Unterschied zum Heu aus den Bergmähdern wird das von den gedüngten Wiesen auch melchs Hai genannt, während Ersteres als gålts bezeichnet wird, was nicht heißt, dass es ans Galtvieh verfüttert wird.

Heuarbeit Foto: Franz Lanthaler Heuarbeit

Da heute kaum noch mit der Sense gemäht wird – außer gelegentlich für Kiëgroos und an den Feldrändern – beschreiben wir das in der Vergangenheitsform. Die Schwade der einzelnen abgemähten Zeile war die Moode. Das Gras der melchn Felder wurde dann giworpit (ausgebreitet), was bei uns mit den Händen geschah, nicht mit der Gabel wie in den ebenen Talniederungen. Das Maaderhai wurde in Schaibm (einige Meter breite Streifen) gerecht. Der Streifen, der von unten nach oben auf einmal gemäht wurde, war ein Stual. Das noch nicht ausgebreitete oder in Schaibm gerechte Heu hieß der Peer. Wenn die Frauen, deren Aufgabe das Worpm und Rechn war, einen ganzen Stual zurücklagen – sie kamen meist später aufs Feld, weil sie ja auch die Haus- und Stallarbeit zu erledigen hatten –, haben die Mooder manchmal schrille, weithin hörbare Töne erzeugt, indem sie mit dem Wetzstein über den Sensenrücken streiften; das nannte man Peer aumåchn.

Beim Mähen in di melchn Felder wurde die Moode, je nach Gelände, eben oder leicht nach unten zielend angelegt, in di Maader, die immer steil waren, ließ man sie aufwärts verlaufen.

Di Seegns(i)n

Wollte man alle Arbeitsgänge und -geräte vom Raumin (Räumung der Wiesen von Steinen und Holz etc.) im Fühjahr bis zur Verfütterung des Heus beschreiben, würde das ein großes Buch füllen. Allein mit der Seegns(i)n (Sense) sind schon eine Reihe von Begriffen verbunden, wie tenglin, Tångl (die durch das Dengeln gebildete Schneide), Ruggn (Rücken), Håmme (Bügel zur Befestigung der Sense am Stiel), mit der Warze (Zapfen an der Håmme), Schiëber, in Außerpasseier auch Worp, mit Krickl (vorderer Griff) und Stoaß (interer Griff), Warzloch und Seegnsnring zur Befestigung der Sense am Schiëber, dem Åfterleeder als Beilage zwischen Håmme und Schiëber. Hatte die Sense an Spånner (Spannung durch falsches Dengeln), musste man diesen oolåssn, wobei das Blatt plarpm (einen schrillen Klang von sich geben) konnte .

Zum Dengeln brauchte man den Tenglstock (auf Holz oder Stein befestigt) oder Woosner (auf Rasen) und den Tenglhåmmer. Manchmal hat man die Sense auch mit der Tenglmaschiin fourgitenglt; dabei wurde die Schneide der Sense zwischen zwei eiserne Backen geklemmt, die mit Hebelwirkung zusammengepresst wurden.

Zum Wëtzn gab es den Wëtzstuan, der nicht zu raaß ‘rau, griffig’ sein durfte, den man aber trotzdem ab und zu ausstoaßn (mit nassem, feinen Quarzsand reinigen) musste. In den Talniederungen, wo man den Wëtzggumpf verwendete, war das allerdings nicht nötig. Bei großer Trockenheit konnte es wolfn, d.h. es bildete sich ein feiner Belag an der Sense, der sie unschnaidig (stumpf) machte.

Rechn, Pferggl, Ggårgger usw.

Es gab zwei Arten Rechen, den Waibizrechn und den Månnizrechn. Da die Männer den Rechen gewöhnlich nur zum Zåmmtiën und Aulëign – d.h. Heu zusammenrechen, Sëtzn machen und aufs Pfergglsoal legen – brauchten, hatte er weniger und kürzere Zinde als der Rechen der Frauen. Der Stiil war bei beiden gewöhnlich gleich, der Kåmp war beim Månnizrechn etwas weniger breit. Wenn Rechenzähne brachen, mussten sie neu eingesetzt werden: man bereitete sich geradefaserige birkene oder zirchine (vom Zürgelbaum) Späne vor, die bei Bedarf durch ein rundes Hohleisen mit scharfer Schneide geschlagen und so in die richtige Form gebracht wurden. Mit dem Taschenmesser hat sie dann der Großknecht oder Bauer, der immer einen ausreichenden Vorrat mitführte, zugeschnitzt, dass sie in die Bohrungen im Rechenkamm passten, und auf der richtigen Länge zugespitzt.

Heuarbeit Foto: Franz Lanthaler Heuarbeit

Wenn das Heu auf der Oberseite trocken war, wurde es gikeart, und nachdem die schmalen gewendeten Streifen graschldurre (richtig dürr) waren, wurde das Heu zåmmgitoon. Auf den steilen Hängen wurde es abwärts gerecht, bis Wålger (Walzen) entstanden, die man dann noch ein Stück weiterschieben konnte, bevor man Traagler aulëign konnte. Auf flacheren Böden wurde es ggstrangg (in Stränge gerecht). Aus den Walzen und Strängen raffte man dann mit dem Rechen Sëtzn zusammen. Nun musste man das Soal auziëchn und die Sëtzn drauflegen. Das war ein Bündel aus so viel Heu, wie man mit dem Rechen an seine Schienbeine pressen und dann aufheben und auf das enstehende Traagl setzen konnte. Wenn etwa 50 bis 80 kg beisammen waren, wurde das Traagl gebunden und oogirecht, damit beimt Tragen nicht viel verloren ging. Dann wurde zwischen den Schenkeln des Gabelhozes der Pferggl das Kopfloch gemacht und ein Polschter für Nacken und Schultern zurecht gelegt.

Heu tragen Foto: Franz Lanthaler Heu tragen

Nicht immer konnte das Heu direkt in den Stadel oder das Goodn getragen werden; oft musste man es zuerst schiëßn, d.h. mit Raadler oder Schooln über einen Draht ablassen. Die Schooln bestanden aus einem dicken, meist fünf, sechs cm breiten Blech, das so zurechtgeschmiedet war, dass man es auf dem Draht einhängen konnte, mit unten einem Haken, an dem die Last aufgehängt wurde. Dabei wurden die kleineren Schiëßpfergglin benutzt. Diese hatten dieselbe Form wie die große Pferggl, mit Gabelholz und Steg, aber so klein, dass man das Kopfloch zwischen den Seilen machen musste statt innerhalb der Gabel. Diese Lasten hat man manchmal auch Pinggl genannt, da sie meist kleiner waren als die normalen Traagler. Manchmal konnte man sie auch ein Stück einen Hang hinunter ziehen und auf den ebenen Böden in Außerpasseier wird das Heu bis heute natürlich mit dem Heuwagen eingefahren.

Heuarbeit Foto: Franz Lanthaler Heuarbeit
Hai schiëßn Foto: Franz Lanthaler Hai schiëßn

Im Stadel wurde das Traagl in die Haidille geworfen und hiingilëgg: in lockeren Büscheln über die gesamte Fläche verstreut. Wenn der Raum unter dem Dach knapp wurde, mussten die Kinder es oontreetn. Für sie war das Schönste s Haihupfn: von der Reebe (Ablage für Laubbündel etc. über der Tenne) oder einer Leiter auf den weichen Haistock springen.

Da die Heuarbeit natürlich sehr wetterabhängig war, hatte man es dabei sehr eilig und das Lästigste war dann eine Haifetze, also eine längere Regenperiode in dieser Zeit. Wenn das Heu lange im Regen liegt, wird es braun und man sagt dann, dass Fixe herumliegen. Dass die Ernte,vor allem in Gegenden, wo es kaum Bewässerungsmöglichkeiten gab, vom Klima abhängt, drückt sich in dem alten Spruch aus, den mein Vater zu zitieren pflegte: Wenns truckn geat, wåxt nicht, und wenns nåss geat, kriëggschis nit. Wenns dann gerade am Sonntag endlich auftrocknete, musste der Pfarrer erst die Erlaubnis erteilen, man musste also bei ihm um eine Dischpens ansuchen, dass man an dem heiligen Tag zur Heuarbeit gehen durfte.

Nachdem der Stollen Heu im Stadel angewachsen war, musste das Heu erst tempfn, bis es oogiprunnin war. Dabei handelt es sich um einen Gärungsprozess, bei dem große Wärme entwickelt wird, wobei der Heustock sich stark verdichtet und dann erst sich seinen Namen verdient. Dadurch ensteht genügend Raum für das inzwischen nachwachsende Gras, s Gruamit, das den zweiten Heuschnitt abgibt. Auf größeren Höfen gab es manchmal auch eine eigene Gruamitdille.

Goodn Foto: Franz Lanthaler Goodn

Im Winter bei guter Schneelage hat man dann von den Mähdern herunter eine Riise gemacht und das Heu von den Gaadnder heruntergeholt. Das geschah fast immer in Nachbarschaftsarbeit, sodass man bei Neuschnee oder Wind nicht ständig neu riisn musste. Dabei wurde vor dem Goodn (Heuschuppen) eine Fåschtått oder Fårtstått für den Haizuig oder die Ziëchpferggl gemacht, dann wurden die Flecke (Schichten von gepresstem Heu) auf die mit Taasn bedeckte Ziëchpferggl gelegt und das Piirl (Heulast) gebunden. Wenn die Riise steil und hart war, musste man einen Stackl (Holzknüppel mit langer Eisenspitze) zum Bremsen verwenden oder auch einen Hunt (Bündel Äste an einer Kette) unterlegen. Im Talgrund, wo der Weg flacher wurde, wurde die Ladung auf den Hoachschliitn (Hornschlitten) geladen und in die Scheune gezogen. Die Haiziëcher bekamen, bevor sie das zweite Mal aufstiegen, ein besonderes Essen: Kraut mit Einbrenne, auf das Speckscheiben und halbierte Knödel gelegt wurden, dann Sëilsuppe (Suppe mit Bohnen und Kastanien) und schließlich Kråpfn mit Këschtnfille (Krapfen mit Kastanienfüllung).

Hai ziëchn

Um a hålbe siibme isch min auggståntn. Um siibme ummer håt min Forbmiss gessn, a Prennsuppe und a Muës. Um a hålbe åcht’ummer isch min gångin.

In Toog derfour håt min schun in Weeg gimåcht: pis zin Tåttermånnwåsser, wemmer in Pirgstuan giweesn sain, und pis zin Fuirkoufl, wemmer iiber Partlkaaser ooërgizouchn hoobm und pis zi der Pergprugge, wemmer in der Spaatlaite giweesn sain. Fin Haagernstuël håt min s Hai oft schun in Hërbischt außergitroogn.

Når håt min in Haizuig gitroogn pis zin Goodn. Zemm håt min di Fåschtått gimåcht, s Unterholz afn Haizuig draugitoon, faichtine Taasn, di Flecke außergiwëlgg und augilëgg und når gipuntn. Zeartn in Iiberstoob pan Poudnsoal inkhengg, pin Droot hintn in Spool inkhengg, dernooch di Stricke zin Iiberstoob auchngizouchn und pan Kraal ummergitoon, und når nou amåll pan Spool ummer, dassse topplt giweesn isch, s zwaitemåll iiber der eartn driiber, assis fëllig alluane khëp håt. Når håt min di Stricke ummern Oorsch gitoon und håt zuagizouchn.

Mitn eartn Piirl ooër håt min giriist: di Riis’augitoon.

Wenns ooërwert stickl giweesn isch, håt min in Stackl ginåmmin. Doo af Stuls hoobm se lai hilzine khåp; miër hoobm Aisn khåp mit an hilzin Griff oubm. Hië und too håt min an Hunt inhngitoon: Taasn mit an Soalile zåmmkhengg und untern Haizuig inhnkhengg; ober sell håt min seltn gitoon, wail des Ding når niëmer s Glaichgiwicht khåp håt und gearn umggfålln isch. Afn Weeg untn håt mins når afn Hoachschliitn auchngitoon und fourummer oonkhengg, dassis auwerts nit zirugggiruutscht isch und oowerts nit firchnschiëßn håt gikennt. Neebmaus isch nit kemmin, wail af die Jëchler di Zapfler fiir auërggståntn sain, dees ookhëp hoobm.

Miër sain nië alluane gångin, ålbm mindigschtns zi zwait, wail wenns uën ggfressn hat, waarsche niëmer auskemmin.

Pan Stoodl håt min oogilëgg und når Mittoog gessn. Wenn lai miër giweesn sain, håts nicht Psunders geebm, ober wenn Haiziëcher giweesn sain, når håt min zeartn a Kraut und a pissl an Speck drin und hålbe Knëidl drau gikriëgg, nåcher a Sëilsuppe und zilëscht Kråpfn. Dernooch isch min nou amåll gångin. Wenn mer in Pirgstuën giweesn sain, saimer oft aa draimåll gångin.

Hai gizouchn håt min, wenn in Stoodl Plåtz giweesn isch und a guater Schnea.

Heinrich Lanthaler

Für die Fütterung wurde mit der Haitreete (Eisen mit sichelförmig geschliffener Schneide und Tretbügel) ein viereckiger Stuaf vom Haistock geschnitten, der Haisturz (ausgeschnittenes Heu) herabgewälzt und für die Fütterung zu Puschn (in Rationen geteilte Bündel) geformt, die zur rechten Zeit durch das Schopploch (Öffnung im Scheunenboden) in die Loater (Futerraufe) gegeben wurden.

Eine wichtige Messstelle für den Heuverbrauch war die Liëchtmëssaile (Säule auf halber Länge der Haidille): wenn man sie bis Maria Lichtmess nicht überschritten hatte, konnte man damit rechnen, dass man bis zum Frühjahr mit dem Heu auskommen würde. Glücklich war der Bauer, wenn er noch etwas Heu deraltnin (erübrigen) konnte. Der Heustock wurde auf der Tennenseite sauber abgerecht; die dabei abfallenden Heureste waren der Salfling, von dem man sagte, dass er nicht dergip.

Bevor man die Puschn machte, wurde das im Stock gepresste Heu zu einem lockeren Häufchen aufgeschüttelt. Dabei fielen die Palln (Heublumen) ab, die in einem Pseechkorb (großer Stehkorb – von pseechn ‘das Vieh versorgen’) aufbewahrt wurden und später mit der Wånne (geflochtenes Behältnis) ausggschutzt (geschwungen und so von Heuresten befreit) wurden, um dann als Teil der Miëte mit Salz und Kleie im Miëtstotz (hölzerner Behälter) verfüttert zu werden.